
Jeder von uns kennt das Gefühl in irgendeiner Art und Weise, wenn es einem den Boden unter den Füßen weg zieht. Emotionen wie diese sind da, weil sie uns etwas sagen möchten. In meiner Arbeit merke ich häufig, dass es in diesen Fällen darum geht etwas zu spüren, wahr zu nehmen und etwas „seinem Platz geben“.
Im Standard-Interview „Kinder machen sich aus Liebe zu Eltern selbst unglücklich.“ hat Gerald Hüter viele Aspekte trefflich formuliert. (Link)
Denn es geht unter anderem um die Würde und um Grundbedürfnisse die jeder Mensch hat – egal ob groß oder klein.
Wir alle wünschen uns Liebe, Geborgenheit, Selbstwirksamkeit, Authentizität und Zugehörigkeit. Wir alle möchten gehört werden in unseren Bedürfnissen. Je weniger wir unsere Grundbedürfnisse stillen oder die Erwachsenen die Grundbedürfnisse der Kinder stillen, desto mehr „verwickelt“ sich dieser Mensch. Verwickeln im Sinne von das Verhalten so an zu passen um das Leben zu schaffen und geliebt zu werden.
Wenn sich das Kind also anpaßt und nicht seinen eigenen Bedürfnissen nachgeht oder spürt, dass die Bedürfnisse nicht gut sind, dann spürt es, dass es in diesem Moment nicht richtig ist, was es spürt.
Das Wichtigste was ein Kind will ist, von den Eltern geliebt zu werden. Richtig zu sein für diese beiden. Denn diese beiden sind für ein Kind wie König und Königin – denen man alles nachmacht, denn was die beiden machen ist richtig. Diese beiden – Eltern- haben dem Kind das Leben geschenkt.
Erfahren wir als Kind, dass wir in unserem Wunsch nach Bedürfnisserfüllung nicht richtig sind, dann denkt sich das Kind, dass diese Seite nicht richtig ist und verbannt diese Seite – verwickelt diese Seite in ihm. Man nennt diese Seite auch manchmal die ungeliebte Seite. Davon haben wir einige. Sei mal ehrlich zu dir, wieviele Momente fallen dir dazu gerade ein? Zu jedem dieser Ereignisse reagieren wir und verwickeln uns. In diesen Momenten entsteht eine ungeliebte und geliebte Seite. Eine Seite die von dir gemocht wird und eine wie du nicht sein sollst. Die geliebte Seite ist sozusagen die Seite wie wir sein solln, wie wir Liebe erfahren, Belohnungen und Anerkennung bekommen.
Natürlich versucht jeder diese Seite so gut es geht hervorne zu lassen, denn hier fließen gute Gefühle.
Eines ist mir wichtig zu betonen: JEDER gibt sein Bestmögliches! Hier geht es NICHT um Schuldzuweisung! Die Bezugspersonen eines Kindes (meist Mama und/oder Papa) haben oft viele Herausforderungen zu meistern – müssen quasi oft multitaskingfähig sein. Doch das ist anstrengend und liegt nicht in unserer Natur. Und jedes Elternteil hat ein Bild davon wie Elternschaft aussehen soll – wie haben es die Eltern davor vorgelebt?
Auch die ungeliebten Anteile wollen manchmal „sprechen“ und kommt zum Vorschein. Das ist ähnlich wie mit einer unterdrückten Emotion die wir gerade nicht spüren wollen. Irgendwann poppt sie wieder hoch und will gespürt werden.
Wie zeigen sich nun diese Anteile bzw wie zeigt es Kind auf nicht erfüllte Grundbedürfnisse?
Manche Kinder reagieren mit Wut und Aggression oder Auffälligkeiten, wenn es in seinen Grundbedürfnissen nicht wahr genommen wird, wenn es seinem Wesenskern nicht entsprechen kann, wenn es ungeliebt ist ODER wenn es spürt, dass ein Elternteil in seinen Grundbedürfnissen nicht wahr genommen wird und ungeliebt ist. Kurz gesagt, es einem geliebten Elternteil (König oder Königin) nicht gut geht und vielleicht sogar innerlich wütend und aggressiv ist. Nur hat dieses Elternteil vielleicht gelernt diesen Anteil zu verstecken, nicht raus lassen zu dürfen, weil es dadurch auch ungeliebt ist.
Unsere Kinder wollen stets mit uns in Kommunikation treten, wollten aufzeigen und spiegeln. Sie wollen selbst gesehen werden und sein dürfen wie sie sind. Und wenn wir Eltern dies schon nicht gelernt haben oder uns selbst nicht mögen wie wir sind, dann können unsere Kinder dies auch nicht von uns lernen.
Also schau auf dich, auf deine Bedürfnisse, deine Wünsche, dein tiefes Inneres, deine Schmerzen. Betreibe selbstliebe und spüre dich. Alles darf sein, denn du bist wie du bist RICHTIG!