Raus aus der Gedankenspirale

Gedankenspirale

Kennst du das, wenn du plötzlich bemerkst, wie deine Gedanken von einem zum nächsten springen? Eine Spirale, die immer weiterläuft, immer schneller wird und dich schließlich vom Hundertsten ins Tausendste bringt? Bis du den Überblick verlierst und dich verwirrt fühlst.

Und das Herausfordernde daran: Obwohl du die Spirale erkennst, denkst du immer weiter. Es fühlt sich an, als würdest du dich den Gedanken hingeben, hilflos und verzweifelt, ohne eine Möglichkeit, die Stopptaste zu finden.Die Uhr zeigt 3:05 Uhr, und du liegst wach in deinem Bett. Zu müde, um aufzustehen, aber zu wach, um einzuschlafen. Zum x-ten Mal öffnest du die Augen, nachdem ein weiterer Einschlafversuch gescheitert ist. Du drehst dich von einer Seite auf die andere, kuschelst dich tiefer ins Kissen – doch irgendwann gibst du auf und hoffst nur noch, dass die Zeit bis zum Morgen schnell vergeht.

Solche Nächte kennen viele von uns. Unsere Erlebnisse, Herausforderungen, Gespräche oder auch Konflikte beschäftigen uns oft mehr, als uns bewusst ist. Manchmal meldet sich das Unbewusste und signalisiert, dass es Unterstützung bei der Verarbeitung braucht. Unsicherheit entsteht, wenn das Unterbewusste nicht gehört wird, und dann können diese quälenden Gedankenspiralen beginnen. Je mehr wir gegen sie ankämpfen, desto stärker werden sie, und das Gefühl von Ohnmacht breitet sich aus.

Doch was können wir tun, wenn unser inneres Erleben den Frieden stört und uns den Schlaf raubt?

Die Bedeutung der Spirale erkennen

Zunächst dürfen wir uns bewusst machen, dass diese Spirale einen guten Grund hat. Sie ist ein Zeichen dafür, dass etwas in uns kommunizieren möchte – ein Teil von uns versucht, gehört zu werden. Im Grunde ist es nichts anderes, als wenn ein guter Freund uns anruft, um von seinen Sorgen zu erzählen.

Hier kann die Arbeit mit inneren Anteilen, wie sie in der IFS-Therapie nach Richard Schwartz praktiziert wird, eine wertvolle Unterstützung bieten. Sie ermöglicht uns, auf sanfte Weise mit uns selbst in Kontakt zu treten. Wir betrachten unsere „Symptome“ als Anteile von uns – Schutzanteile, die in einer früheren, herausfordernden Situation entstanden sind, um uns zu unterstützen und unser Überleben zu sichern.

In Beziehung treten: Ein Perspektivwechsel

Stell dir vor, es wären nicht deine Gedanken, die dich bedrängen, sondern ein Freund, der dich anruft und um Hilfe bittet. Würdest du ihm mit Ärger oder Ablehnung begegnen? Vermutlich nicht. Du würdest zuhören, Verständnis zeigen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Und genau das kannst du auch mit den Teilen in dir tun, die sich durch Gedankenspiralen bemerkbar machen.

Was wäre, wenn du dieser Gedankenspirale eine Gestalt geben könntest? Wie würde dieser Teil aussehen? Welche Ausstrahlung hätte er? Welche Mimik? Vielleicht magst du ihm sogar einen Namen geben. Wenn du möchtest, kannst du diesen Anteil zeichnen und damit noch greifbarer machen.

Was möchte dieser Teil dir sagen?

Frage diesen Teil: „Was möchtest du mir sagen? Was brauchst du?“ Höre achtsam zu. Es kann sein, dass dir dabei innere Bilder, Gefühle oder Worte begegnen. Versuche, diesen Teil ohne Bewertung wahrzunehmen. Teile ihm auch deine Gedanken und Gefühle mit, so wie du es bei einem echten Gespräch tun würdest.

In Verbindung gehen

Die Qualität unserer Beziehungen – auch zu uns selbst – hängt von einer achtsamen Kommunikation ab. Wenn wir aktiv zuhören, ohne zu bewerten oder sofort etwas ändern zu wollen, entsteht Raum für Heilung. Jeder Teil von uns möchte gehört und gesehen werden. Manche Anteile äußern sich auf eine freundliche Weise, andere sind vielleicht etwas unbeholfen in ihrer Kommunikation. Doch hinter all dem steckt immer der Wunsch, in Verbindung zu gehen.

Die Arbeit mit Anteilen ermöglicht uns, diese Verbindung zu schaffen. Und mit dieser Verbindung kommen oft Ruhe, Klarheit und ein Gefühl der Entlastung zurück.